Gemeinsame Presseerklärung 27.10.2020
Wie in den Zeitungen berichtet ist es in einer Eichenauer Unterkunft zu einem massiven Corona-Ausbruch gekommen. Mit Stand Montag, 26.10., sind von 72 Bewohnern knapp 30 positiv getestet und es stehen noch weitere Testergebnisse aus.
Vier der positiv Getesteten wurden unverzüglich in eine separate Quarantäne-Unterkunft nach Gröbenzell verlegt; für die übrigen Reihentests durchgeführt. Ein Bewohner hat nach Verhängung der Quarantäne unerlaubt die Unterkunft zum Einkaufen verlassen, was einen Polizeieinsatz auslöste, bis er dann von selbst wieder zurückkam.
Vorab möchten wir festhalten: die Mitarbeiter des Landratsamtes haben zur unmittelbaren Krisenbewältigung ihr Bestmögliches getan. Von der sofortigen Verlegung der ersten vier über die zeitnahe Veranlassung der Quarantäne und der Reihentests, Einsatz von Security und Versorgung der nun in Quarantäne befindlichen Bewohner mit Essen und anderen notwendigen Dingen. Auch die zeitnahe und direkte Kommunikation mit dem Asylhelferkreis, auch außerhalb regulärer Dienstzeiten, muss hier positiv erwähnt werden.
ABER: deutlich kritikwürdig ist das Belegungs- und Schutzkonzept für die Flüchtlingsunterkünfte, welches die Behördenleitung im Landratsamt und die Regierung von Oberbayern als vorgesetzte Behörde zu verantworten haben. Seit langem schon kritisieren die Asylhelfer die übermäßig dichte Belegung der Unterkünfte. Obwohl die Zahl der Geflüchteten im Landkreis stetig zurückgeht, steigt die Belegungsdichte in den Unterkünften in Eichenau ständig an. Die Unterkunft am Schreberweg ist für eine Soll-Belegung von 60 Menschen ausgelegt – aktuell wohnen dort aber 72. Etliche kleine Zimmer sind mit drei oder sogar vier Personen belegt; die Doppelzimmer mit bis zu sechs Personen. Sozialräume oder solche für das schulische Lernen, die bei derartig enger Belegung umso nötiger wären, gibt es ebenfalls schon lange nicht mehr, obwohl eine Richtlinie des Innenministeriums sie vorschreibt. Und all dies, obwohl es lt. telefonischer Auskunft der Regierung von Oberbayern z.B. in Germering 34 freie Plätze gibt.
Nun verbleiben die Menschen in dieser drangvollen Enge in Quarantäne und es bleiben auch die positiv getesteten Menschen dort. Zimmerquarantäne in dieser Enge! Dazu kommen gemeinschaftlich genutzte Toiletten, Duschen und Küchen. Jeder kann sich ausmalen, wie riskant diese Situation für die noch Gesunden ist und welche Angst die Bewohner unter diesen Umständen um ihre Gesundheit und die ihrer Kinder ausstehen müssen.
Auch die sie unterstützenden haupt- und ehrenamtlichen Personen sowie die Einwohner der Gemeinde, die Beschäftigten in Behörden, Schulen und Kitas, die tagtäglich mit den Bewohnern zusammentreffen, werden einer Gefahr ausgesetzt, die nicht die Unterkunftsbewohner zu verschulden haben.
Dabei hätte man dieser Krise mit Ansage vorbeugen können. Z.B. durch weniger rasante Abmietungen frei werdender Unterkünfte seit Jahresanfang; oder durch vorsorgliche Verträge mit Pensionen und/oder Hotels, deren Kapazitäten aktuell ohnehin nicht ausgelastet sind. Solche Vorsorge wäre auch sicher kostengünstiger gewesen als es die akute Krisenbewältigung ist. Aber Kostengesichtspunkte sollten ohnehin nicht den Ausschlag geben, sondern humanes vorausschauendes Handeln. Das fordern wir von der Regierung von Oberbayern und von der Leitung des Landratsamtes für die noch vor uns liegende Zeit dringend ein.
Yasemin Bilgic, Gemeinderätin Eichenau, Gemeinde-Referentin für Integration und Migration
Ibrahim El-Mahgary, Vorstandssprecher Asylhelferkreis Eichenau
Hans Sautmann, Kreisrat, Kreis-Referent für Integration und Migration